… ganz schön anstrengend!
Es ist nicht einfach die richtigen Worte für das zu finden, was sich am Sonnabend in Berlin abspielte.
Natürlich gibt es verschiedene Meinungen und das ist auch gut so. Wie würde die Welt den aussehen, wenn wir alle einer Meinung wären oder den gleichen Geschmack bei der Kleidung hätten.
Die Demokratie lebt davon, dass über Themen gestritten wird und letztendlich dann doch ein Kompromiss gefunden wird.
Gerade hier wird es schwierig. Ich bewege mich nunmehr seit über 10 Jahren im Netz und bin ein Verfechter der Meinungsfreiheit. Auch wenn manche Meinungen nur schwer zu ertragen sind. Ebenso bin ich ein Verfechter der Grundrechte und da besonders das Recht auf das Demonstrieren.
Demonstrationen sind ein wichtiges Zeichen. Hier können Menschen offen zeigen, wofür oder wogegen sie eintreten. Deshalb müssen schon schwergewichtige Gründe vorliegen um eine Demonstration zu verbieten oder, wie am Sonnabend geschehen, abzubrechen.
Schon im Vorfeld gab es massenhaft Verstöße gegen geltende Covid-19 Regeln. Demonstrationsteilnehmer fuhren ohne Masken in den öffentlichen Verkehrsmitteln und gefährdeten somit wissentlich mitfahrende Menschen. Demonstrationen sind in Berlin nur mit Auflagen gestattet. Es gilt die Maskenpflicht und die 1,5 Meter Abstandsregel. Schon bei der Zusammenkunft der Teilnehmer war klar, dass sie sich um diese Regeln einen Dreck scheren würden.
15 bis 20.000 Menschen zogen ohne Masken und Abstandsregelungen los und leugneten die Pandemie oder erklärten diese für beendet. Unter diesen Menschen muss nur ein ganz geringer Teil infiziert sein um für eine weitere Verbreitung von Covid-19 zu sorgen. Infektionswege wären kaum nach zu vollziehen. Schon deshalb war es, wenn auch zu spät, erforderlich diese Demonstration abzubrechen.
Nun taucht die Frage auf, ob der Innensenator von Berlin diese Demo nicht von vornherein hätte verbieten sollen. Diese Frage ist, so glaube ich, durchaus einer Überlegung wert. Denn es war von vornherein klar, dass es bei dieser Demo einen massenhaften Verstoß gegen geltendes Recht geben würde. Es war von vornherein klar, dass es durch diese Verstöße ein hohes Infektionsrisiko nicht nur für die Teilnehmer, sondern auch für die dafür abgestellten Polizeikräfte geben würde.
Ob das jedoch reicht um eine Demonstration die, wie weiter oben geschrieben, ein hohes Gut unserer Demokratie ist, nicht zu genehmigen? Das ist eine schwierige Frage. Und fraglich wäre auch, ob ein Verbot dieser Demonstration vor Gericht Bestand hätte. Genau das würde ich bezweifeln.
Für mich war diese Demonstration nur schwer zu ertragen. Nicht, weil ich deren Meinung nicht teile und sie obendrein für falsch halte. Ich bin der Meinung, man kann gegen etwas demonstrieren und sich trotzdem an Regeln halten. Besonders wenn diese Regeln Menschen schützen sollen. Dass das hier völlig ignoriert wurde, zeigt, dass diese Menschen nur ihre Meinung gelten lassen und es ihnen völlig egal ist, was sie damit anrichten können. Hier ist, nach meiner Meinung, eine Grenze überschritten, die mit Demokratie nichts mehr zu tun hat.
Dem ist nichts hinzuzfügen – nur denke ich, in diesem speziellen Fall ist es wirklich nochmal eine Nummer schwieriger. Die Maskenpflicht abzulehnen, gegen sie zu demonstrieren und dennoch dabei Masken zu tragen und sich mit den anderen Demonstranten im Anlaß der Demo einig zu sein. Das ist fast sowas wie die Quadratur des Kreises,
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Zugegeben das wäre schwierig, jedoch in meinen Augen glaubwürdiger. Da man trotzdem man dagegen ist, bereit wäre hier andere zu schützen.
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Sehr gut zusammengefasst, man spürt beim Lesen deines obigen Blogeintrags deutlich deine innere Zerrisenheit bei diesem schwiegigen gesellschaftspolitischem Thema, Sigurd.
Diese Corona-Demonstranten vom Wochenende in Berlin lassen doch jeden rational denkenden Menschen ratlos zurück: Da versammeln sich 20.000 Menschen um das Ende einer Pandemie zu fordern und bezeichnen sich gleichzeitig provokativ als „zweite Welle“. Mit Anlauf verstoßen sie gegen Hygienevorschriften und gefährden damit sich und andere. Und während die Demonstranten ihr Grundrecht auf freie Meinungsäußerung wahrnehmen, bedrohen sie Berichterstatter. Dazu fallen mir nur noch zwei Begriffe ein: dumm und dreist.
Bislang ist Deutschland mit im internationalen Vergleich moderaten Maßnahmen und einer sehr vernünftig handelnden Bevölkerungsmehrheit erträglich durch die Corona-Krise gekommen. Demokratie heißt nicht, dass eine irrationale Minderheit die Anstrengungen der Mehrheit zerstören darf. Es ist Zeit, die Ordnungsstrafen gegen Hygiene-Verstöße zu erhöhen und diese dann auch einzufordern. Punkt.
Boah, mir platzt bei diesem Thema noch die Halsschlagader …
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Na, das wollen wir doch nicht hoffen, dass Dir die Halsschlagader platzt. 😀
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Ne, danke. Das muss wirklich nicht sein.
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Covioten
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Das ist für mich zu kurz gesprungen.
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Asoziale Armleuchter?
(ist länger 🙂 )
20.000 Deppen laufen ohne Maske, gehen dann nach Hause oder fahren mit der U-Bahn heim. Potentielle Ansteckungsgefahr ist wie hoch?
Dann sterben Menschen an Corona und dann meckern genau diese Typen darüber, dass die Regierungen sie nicht geschützt haben.
Wieviel von den 20.000 sitzen am Montagmorgen beim Arzt und holen sich einen gelben Schein, weil sie sich nicht gut fühlen, riskieren mit Ihrer Unvernunft aber auch die Gesundheit des Arztpersonals?
Meinungsfreiheit wollen sie, aber Reporter werden angegriffen?
Sorry, aber ich denke, Covioten ist so ziemlich die harmloseste Betitelung.
Bei Urlaubsrückkehrern hattest Du die Kostenübernahme gefordert und deren Unvernunft angeprangert. Die Covioten machen es noch eine Stufe vorsätzlicher.
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Bei Urlaubsrückkehrern hattest Du die Kostenübernahme gefordert und deren Unvernunft angeprangert. Die Covioten machen es noch eine Stufe vorsätzlicher.
Das ist etwas, was mich am meisten ärgert. Man kann sie nicht für Folgekosten heranziehen. Und da werden, so ist zu befürchten, einige kommen.
Dass es scheinbar ein neuer „Sport“ ist, Journalisten anzugreifen halte auch ich für sehr bedenklich.
Und sonst, ich kann Dir in keinem Punkt widersprechen. Halte jedoch den Spruch der SPD-Vorsitzenden für fehl am Platze. Sie sollte sich lieber darüber Gedanken machen, wie es dazu kommt, dass ein breites Bündnis von Links bis Rechts und auch, bitte das nicht falsch verstehen, ganz normale Bürger, sich zu solch einer Demo vereinen.
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Anders kommt Frau E. von der SPD ja medial kaum noch vor.
Der „Sport“, Journalisten anzugreifen, ist ja leider kein neuer mehr. Es hängt nur von der Demo und den angegriffenen Kollegen ab, ob sich Leute darüber aufregen. 😦
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Anders kommt Frau E. von der SPD ja medial kaum noch vor.
Zum Glück. 😀
Der „Sport“, Journalisten anzugreifen, ist ja leider kein neuer mehr. Es hängt nur von der Demo und den angegriffenen Kollegen ab, ob sich Leute darüber aufregen.
Es ist in jedem Fall ein Angriff auf einen Grundpfeiler der Demokratie.
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Klar, Grundpfeiler. Aber diese Grundpfeiler sind den Leuten doch schon sooo lange nichts mehr wert. – Das ist doch eines der Probleme. Und ist es denn ein Wunder? Sieh Dir doch mal die Darstellung des Berufes z. Bsp. in Filmen an. Die Realität hört man doch fast täglich: „Schmierlappen“, „Lügenpresse“ und „was machst Du eigentlich beruflich“? Und dieses dumm angemacht werden erfährt man nicht von irgendwelchen Kids, sondern von Leuten „aus der Mitte der Gesellschaft“, wie es dann so schön heißt. Ich liebe meinen Beruf trotzdem, aber nicht wegen dieser Nebenerscheinungen, die mittlerweile alltäglich sind.
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Das hat sich, leider, nicht nur bei Journalisten in eine unschöne Richtung entwickelt. Ähnliches widerfährt Polizistinnen und Polizisten sowie Lehrkräften.
Das ist die Respektlosigkeit die sich mehr und mehr breitmacht.
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@ ballblog
„Es hängt nur von der Demo und den angegriffenen Kollegen ab, ob sich Leute darüber aufregen“
Ich denke, der Satz ist so nicht nichtig, denn die vernünftigen Leute regen sich immer auf.
Aber ich denke auch, man kann es nicht verallgemeinern. Wenn einige Spinner so einen Mist machen, kann man nicht gleich die Demonstarnten verurteilen. Verurteilen kann man die Täter und die tatenlos Zusehenden (Gaffer).
Aber es gibt – wie in jedem Beruf – auch eben Journalisten, die genauso „brutal“ vorgehen, um ein Interview von Angehörigen ja als erster zu bekommen (selbst erlebt), ohne jede Rücksichtnahme…und nicht nur in der Beschreibung von Wallraff, sondern auch heutzutage von ö/r Sendern 😉
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Wer verurteilt denn hier?
Täter und Gaffer, letztere sogar in Uniform und erklärend, es sei nicht ihre Aufgabe, einen zu schützen, kenne ich auch.
Was das „brutale“ Vorgehen angeht – ja, die gibt es leider auch. Frau H. ist da auch kein Kind von Traurigkeit, das mal am Rande.
Es ist aber sehr wohl ein Unterschied in der Berichterstattung, ob sie angegriffen würde oder ein „nicht-prominentes“ Team. Das fängt schon damit an, ob der Sender entscheidet, es publik zu machen. Hört man nicht gern, ist aber leider nicht anders.
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@ballblog
Ich. Ich verurteile.
Du wirst von der Justiz kaum ein Urteil finden.
Sicher, die Sender nehmen ihre „Zugpferde“, um die Quote zu erhöhen. Zu Frau H. haben wir schon alles geschrieben und sind im Einklang.
Aber die Frage war eben, wer sich aufregt. Und das werden alle vernünftigen Leute machen (hoffe ich zumindest).
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Dein Hoffen macht mir Hoffnung.
Ich bin diesbezüglich eher Pessimist.
Mir scheint, den Leuten kommt immer mehr jeglicher Stil abhanden, vernünftiges Argumentieren, mal nachfragen, gerne auch sich empören.
Ich bin letzte Saison mal, auch zufällig in Oldenburg, während des Wartens auf Töne von einer Besucherin aus dem Block herunter gefragt worden, warum wir nicht öfter kämen. Habe ihr dann in der Kürze der Zeit erklärt, warum nicht. Die hat sich nett bedankt und es war ihr beinahe noch peinlich, daß ich ihr meine Zeit geopfert habe.
Solche Begegnungen aber sind die absolute Ausnahme geworden. – Die Regel ist inzwischen, hinterrücks angepflaumt zu werden, es wird einem der Weg verstellt, ins Mikro geblökt oder man wird für das sch… TV-Programm angemotzt. Beim Nachfragen stellt sich dann heraus, es geht um das von XYZ 2.
Und wir reden hier nicht über irgendwelche Kids, sondern über Leute zwischen 40 und 60, die nicht die billigen Plätze kaufen.
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Na ja, beim Schei..TV Programm will ich mich mal von keiner Schuld freisprechen. 🙂 🙂
Der Moralpegel ist überall dramatisch gesunken.
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Bei solchen Anblicken frage ich mich immer: Sind dem Land die Wasserwerfer ausgegangen?
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Was würde das aber bringen? Die Stimmung wäre noch aufgeheizter und solche Maßnahmen rufen dann immer Gegenmaßnahmen hervor.
Wegen des Verstoßes gegen die Maßkenpflicht hätte man dann lieber bei der Anreise und bei der Abreise die Leute zur Verantwortung ziehen sollen.
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Ja ich weiß ja, ihr habt es auch alle mit Demokratie und so. Ist ja nicht so mein Fall, ich bin dafür ab und an mal ganz klare Grenzen aufzuzeigen.
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Ich bekenne mich schuldig: Ich kämpfe für die Demokratrie.
Aber Du hast Recht – bei Demokratiegegnern, die es auf Kosten Anderer ausleben wollen, kann man schon Maßnahmen ergreifen. Ob es dann die Straßenschlacht sein müss … eher subjektiv zu entscheiden, denn diese Typen hätten sich dann bestätigt gesehen.
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Gerade solche Einsätze sollten verhindert werden.
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Das ist eben Ansichtssache
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