Moment mal: Ich schäme mich

Man braucht starke Nerven um die täglichen Nachrichten zu hören. Es ist so wenig erfreuliches jedoch viel zu viel unerfreuliches was man darin hört. Nun ist natürlich eine alte journalistische Weisheit, schlechte Nachrichten verkaufen sich besser als gute.

Jedoch gibt es schlechte und ganz schlechte Nachrichten. Wobei die Grenze dabei oftmals fließend sein kann. In der 20:00 Uhr Tagesschau von gestern gab es z. B. eine gute Nachricht, die mich jedoch trotzdem eher nachdenklich stimmte. Es war die wundersame Genesung des amerikanischen Präsidenten D. Trump. Wobei ich dabei besonders auf wundersam hinweisen möchte. Ich habe dazu einen Verdacht, auf den ich hier lieber nicht näher eingehen werde.

Für einen Filmbericht in der Tagesschau jedoch schämte ich mich. Es war ein Bericht über das neu aus dem Boden gestampfte Flüchtlingslager auf Lesbos, nachdem das alte Lager abbrannte. Es gab dort in den letzten Tagen viel Regen und die Zelte der Flüchtlinge waren mit Wasser vollgelaufen. Sie waren unbrauchbar geworden und ich kann mir vorstellen, oder besser geschrieben ich versuche, mir vorzustellen, wie die Menschen sich fühlen müssen.

Ohne vernünftige Unterbringung, ohne ausreichende Wasserversorgung und unhaltbaren hygienischen Zuständen, wahrscheinlich mit feuchten Klamotten, vegetieren diese armen Menschen dem Winter entgegen.

Seit über 8 Jahren, 2015 war ja nicht der Anfang der Flüchtlingswellen, weiß man um dieses Thema in Europa. Seit über 8 Jahren schiebt man sich die Verantwortung gegenseitig zu. Geschehen ist fast nichts. Hätte man in diesem Zeitraum nicht zumindest für vernünftige Unterkünfte für diese Menschen sorgen können? Wenn verschiedene Staaten schon nicht bereit sind, diese Menschen aufzunehmen, so sollten sie zumindest bereit sein, Mittel zur Verfügung zu stellen, um diesen Menschen eine einigermaßen menschenwürdige Unterkunft zu schaffen. Zehntausende vegetieren im Süden Europas im Dreck vor sich hin und Europa schaut kalt lächelnd dabei weg.

Ich habe mich gestern geschämt, als ich diese Bilder sah. Ich fühle die Ohnmacht in mir, diesen Menschen kaum helfen zu können. Es mag ja sein, dass ich ein hoffnungsloser Träumer bin, dem das Schicksal dieser Menschen nicht gleichgültig ist. Doch dann bin ich lieber ein Träumer, wohl wissend, dass es nicht wenige Menschen geben wird, die sich bei diesen Bildern kaltherzig denke, das ist genau die richtige Abschreckung.

Und diese Menschen scheinen immer mehr zu werden. Das ist eine erschreckende Erkenntnis.