Moment mal: Querdenken heißt …

… offenbar nicht nachdenken!

Eigentlich wollte ich zu dem Quark, anders kann man es kaum formulieren, wenn man noch höfflich bleiben möchte, von Jana aus Kassel nichts schreiben. Denn Aufmerksamkeit hat sie nicht verdient. Jedoch, je länger ich über das was sie auf der gestrigen Querdenkerveranstaltung in Hannover von sich gab, nachdachte, umso schlimmer fand ich ihre Worte. Ja sie sind eine Verhöhnung einer von den Nazis verfolgten und letztlich hingerichteten Sophie Scholl.

Wenn sich Jana aus Kassel mit ihr vergleicht, so tritt sie jene, die gegen das Naziregime couragiert eintraten, und ihren Widerstand mit dem Leben bezahlten mit Füßen. Dafür sollte sich Jana aus Kassel in Grund und Boden schämen.

„Ich fühle mich wie Sophie Scholl, da ich seit Monaten aktiv im Widerstand bin, Reden halte, auf Demos gehe, Flyer verteile und auch seit gestern Versammlungen anmelde“ so waren ihre Worte und diese wurden von den Teilnehmern der Versammlung auch noch beklatscht. Sie führte weiter aus, „Ich bin 22 Jahre alt, genau wie Sophie Scholl, bevor sie den Nationalsozialisten zum Opfer fiel“, mal abgesehen davon, dass Sophie Scholl 21 Jahre alt war, und bestimmt gerne 22 Jahre und älter geworden wäre, als sie von den Nazis hingerichtet wurde, halte ich es für unglaublich, sich solch eines Vergleiches zu erdreisten. Sich in einem sicheren Land auf die Bühne zu stellen und solche Sprüche von sich zu geben.

Sophie Scholl hat in einer Diktatur unter dem Einsatz ihres Lebens gegen eben diese gekämpft. Hätten wir, wie Jana aus Kassel es wohl glaubt, in der Bundesrepublik eine Diktatur, so wäre sie von der Bühne herunter verhaftet und weggesperrt worden. Wenn man in einer Demokratie groß wurde, kann man sich kaum vorstellen wie brutal Diktaturen sind. Ich befürchte jedoch, dass die junge Frau das nie begreifen wird.

Einem jungen Mann der für diese Veranstaltung als Ordner engagiert wurde, wurden die Ausführungen dann doch zuwider. Er zog seine orangefarbene Warnweste aus und wollte sie ihr mit den Worten, „für so einen Schwachsinn mache ich doch keinen Ordner mehr“, in die Hand drücken. Doch sie begriff überhaupt nicht, was er meinte. Einige Ordner kamen dazu und nahmen die Weste entgegen. Mit den Worten, „das ist Verharmlosung vom Holocaust“ ging er dann von einigen Polizeibeamten weg von der Bühne. Jana aus Kassel war so erregt, dass sie sich umdrehte, und weinte und das Mikrofon auf den Boden warf.

Das macht den Vergleich mit Sophie Scholl noch unglaublicher. Sophie Scholl stand noch aufrecht als sie vor Gericht stand und wusste, was sie erwartet. Jana aus Kassel kann noch nicht einmal die Meinung eines Ordners ertragen ohne in Tränen auszubrechen.

Ich frage mich seit Tagen, was läuft eigentlich schief in diesem Land. Wie kann es sein, dass immer wieder vergleiche mit dem NS-Regime gezogen werden? Jedoch sind die meisten, die sich auf diesen Demos herumtreiben, anderen Argumenten als der ihren überhaupt nicht mehr zugänglich. Und genau das macht mir zusehends Sorgen.

Der Haaland kam über sie

Autsch, das war wie ein Hurrikan, der in Gestalt von Erling Haaland, am Sonnabend durch das weite und kalte Rund des Olympiastadions fegte. Nach einer guten ersten Halbzeit und einer 1:0 Pausenführung für Hertha gegen den BVB, begannen kurz nach Anpfiff der zweiten Halbzeit die Haaland-Festspiele. Innerhalb von 15 Minuten hatte er aus einem 1:0 für Hertha ein 1:3 für den BVB gemacht. Er wirbelte die Abwehr der Hertha derart durcheinander, dass sogar sein Trainer Favre später fragen musste, ob er nun drei oder vier Treffer erzielte.

Hertha brach in der zweiten Halbzeit völlig auseinander und hatte all die guten Tugenden aus der ersten Halbzeit irgendwo in der Kabine vergessen. So stand es am Ende 2:5. Hertha konnte froh sein, dass Favre seinem „Jungstar“ Youssoufa Moukoko noch ein paar Einsatzminuten gönnen wollte und Erling Haaland für ihn vom Platz nahm. Wer weiß, ob es sonst nicht noch schlimmer für Hertha gekommen wäre.

An dieser deftigen Heimniederlage hat die Mannschaft, nebst Trainer, mit Sicherheit eine Weile zu kauen. Jedoch sollte sie sich schnell sammeln, denn am Sonntag spielt sie in Leverkusen und dann kommt es zum Lokalderby gegen Union im heimischen Olympiastadion. Sollten auch diese Spiele verloren werden, so könnte es ungemütlich werden in der Geschäftsstelle. Der Investor grummelt ohnehin schon eine Weile vor sich hin und sein Wadenbeißer wartet nur auf eine Gelegenheit seine Ergüsse, die niemand hören möchte, unter die Medien zu bringen.

Ich glaube nicht an die große Wende in den Spielen in Leverkusen und gegen Union. Die Niederlage vom Sonnabend hat die Mannschaft und ihren Trainer hart getroffen. Härter als sie es sich vielleicht selbst eingestehen möchten.

Rune Jarstein der langjährige verlässliche Torhüter möchte möglichst in der Winterpause weg. Dann steht Hertha ohne erfahrenen zweiten Torhüter da. Ob Cunha sich Hertha weiter antut bezweifele ich auch. Der Vertrag mit ihm wurde, so glaube ich, nicht ohne Hintergedanken schnell um ein weiteres Jahr verlängert. Was darauf hindeutet, dass die Ablösesumme attraktiver wird. Schon im Sommer gab es einige Interessenten für ihn. Sollte er tatsächlich bis Saisonende hier bleiben, so ist er im Sommer mit Sicherheit weg. Einige Talente murren, da man teure Spieler einkaufte und sie dadurch kaum Einsatzmöglichkeiten haben.

Ich glaube Hertha steht ein heißer Herbst und Winter ins Haus.