Eine junge jüdische Studentin hatte am Sonntag in einer Sendung der ARD einige Hasskommentare vorgelesen, die sie tagtäglich bekommt. Den primitiven Inhalt hier zu schreiben erspare ich mir.
In den 50er und 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts hätte ich es nie für möglich gehalten, dass ein paar Jahrzehnte später Antisemitismus wieder einen breiten Platz in unserer Gesellschaft einnehmen könnte. Dass die Fahnen Israels auf offener Straße verbrannt werden, dass jüdische Mitbürger die eine Kippa tragen, Angst haben müssen verprügelt zu werden, oder wie die jüdische Studentin sich Beleidigungen gefallen lassen muss.
Sie fühlt sich allein gelassen und genau dieses Gefühl dürfen wir den jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern nicht geben. Niemals dürfen sie sich allein gelassen fühlen. Judenhasser und Judenhasserinnen dürfen in diesem Land nicht die Oberhand gewinnen.
Denn der Antisemitismus ist längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Er frisst sich wie ein Parasit in die Hirne jener, die Juden für all das Unglück auf dieser Welt verantwortlich machen. Das zeigte sich auch sehr deutlich in der Pandemie.
Die Politik des Staates Israel sehe ich mehr als kritisch, die Siedlungspolitik noch mehr, die sich daraus entwickelnden Auseinandersetzungen auch. Dagegen kann man opponieren und demonstrieren. Aber in dem Rahmen, den unsere Verfassung vorgibt.
Jedoch darf man das nicht als Vorwand gegen die hier lebenden Juden verwenden. Denn nicht wenige der hier lebenden, verurteilen die Politik in Israel genau wie die, die hier auf die Straße gehen.