Menschen zweiter oder dritter Klasse?

Rund 52 Prozent der Seniorinnen und Senioren sind wie ich Smartphoneverweigerer. Ich kann nur für mich schreiben und kenne die Beweggründe anderer Menschen nicht. Ich wüsste nicht, was ich mit so einem Ding soll.

Mein gutes altes Klapphandy, darüber hatte ich schon mal einen Artikel verfasst, ist so herrlich klein und leicht zu verstauen. Was soll ich mit einem klobigen Ding wie einem Smartphone. An ist mein Klapphandy ohnehin kaum. Alle zwei Jahre bekomme ich eine Mail meines Anbieters, dass meine Prepaid-Karte gesperrt wird, sollte ich sie nicht bald aufladen. So habe ich mittlerweile ein Guthaben von rund 60 € angehäuft. Ich telefoniere ja nicht mit dem Ding. Sondern habe es nur für Notfälle, die hoffentlich nie eintreten, dabei.

Doch mehr und mehr werden die Menschen zu Smartphones verleitet. Sie kommen sich mit so einem Ding unglaublich wichtig vor und jeder muss auch mithören, wenn man ein ganz wichtiges Telefonat führt. An jeder Ecke kann man mit einem Smartphone einen QR-Code runterladen, damit man es beim Geldausgeben leichter hat.

Immer wenn ich jemandem erkläre, ich habe kein Smartphone, werde ich schon fast mitleidig angeguckt. So nach dem Motto, ach wieder so ein Dummerchen, das mit dem Fortschritt nicht mitkommt. Dann denke ich mir, ach du armer Depp, ich bin unabhängig, du nicht.

Denn ich muss nicht immer und überall erreichbar sein. Weder jetzt, noch als ich noch berufstätig war.

Klar es gibt Berufe, da muss man erreichbar sein. Das ist völlig richtig. Heute jedoch glaubt fast jeder, er wäre so wichtig, dass es keine Zeit hat einen Anruf entgegenzunehmen, wenn man zu Hause ist um anderen nicht mit seinen oftmals geistlosen Gesprächen auf den Wecker zu gehen.

Wobei ich ehrlich genug bin, dass es mich mehr und mehr sauer macht, dass es schon fast ein muss ist, so ein Ding zu besitzen.

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Meinung.

28 Kommentare zu “Menschen zweiter oder dritter Klasse?

  1. JanJan sagt:

    Nun ja Sigurd, ganz so einfach ist das leider nicht. Wir stehen auch nicht unbedingt auf diese Dinger und schon gar nicht gebrauchen wir sie, wenn wir unterwegs sind. Ich persönlich habe auch nur Prepaid, aber gar keine Flatrate zum telefonieren, weil ich das ja eh hasse.
    Jedoch sind wir gezwungen ein Smartphone oder ein Tablet zu haben, weil man in Holland sehr viele Dinge nur noch digital über eine App regeln kann. Irgendwann wird das wahrscheinlich auch überall so sein. Und ich persönlich muss schon zugeben, habe ich nur die Wahl zwischen App oder persönlich beim Amt aufschlagen… Dann entscheide ich mich doch für die App.
    Mein Mann hat auch wirklich lange dagegen gekämpft… Half ihm aber nicht.
    Davon abgesehen nutze ich Apps ja auch gerne zum wandern oder im Auto ersetzt es das Navi. 😊

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    • rabohle sagt:

      JanJan

      aber gerade wenn man Wandert oder sonstwie in der Natur ist … sollte man da wirklich immer auf die Dinger schauen, oder sie doch lieber im Auto lassen?

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      • JanJan sagt:

        Rabohle
        Nein, ich habe das Ding natürlich nicht dauernd in der Hand und schaue da drauf. Aber in unbekannten Gebieten starte ich am Anfang das Trekking und gerade so im Wald mit sehr vielen Wegen schaue ich noch mal wo wir am besten abbiegen können, weil wir gerne Runden laufen. Bei meiner Orientierung würde ich ja sonst nie wieder zurück finden. 😊 Im Auto liegend wäre ich also ziemlich aufgeschmissen. Früher bin ich halt den gleichen Weg wieder zurück gegangen, das macht jetzt schon mehr Spaß.
        In bekannter Umgebung bleibt das Teil in der Tasche… Für den Notfall. Hatte ich leider auch schon mal.

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    • sigurd6 sagt:

      Eben genau das meine ich ja. Man soll zu einem Smartphone gedrängt werden. Und das machen lt. Umfrage eben 52 Prozent der Älteren nicht mit.

      Und zum Wandern brauche ich kein Smartphone. Bisher fanden wir uns auch so gut zurecht in den Wäldern.

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      • JanJan sagt:

        Jaaaa wenn man sich auskennt oder eine gute Orientierung hat… Dann klappt das… Bei mir leider nicht 😁

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        • sigurd6 sagt:

          Ich weiß ja den Grund und deshalb ist es für Dich bestimmt eine Erleichterung.

          Wenn wir eine Gegend noch nicht kennen, so machen wir es genau so, wie Du es früher ohne Smartphone gemacht hast. Und dann erkunden wir die Gegend später weiter und weiter. Das macht uns einen riesigen Spaß.

          Als wir unseren Butch noch hatten, haben wir uns mal im Wald etwas verfranzt. Da sagten wir zu ihm, „Butch wo geht‘s zum Auto?“ Und er führte uns zurück. Wie er das kapierte, was wir von ihm wollten, wir hatten das nie geübt, das ist uns bis heute ein Rätsel. Mit unseren beiden „Anarchisten“ würde es jedenfalls nicht klappen. 😀 😀

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          • JanJan sagt:

            Genau so klappte das mit meinen Schäferhunden auch, einfach umdrehen und sagen: Nach Hause. Dann liefen sie entweder nach Hause oder zum Auto, das war wirklich verlässlich. Bei meinen jetzigen kommt es drauf an ob da auf einem anderen Weg noch verlockende Gerüche sind. 😊

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  2. Gut verstehen kann ich Dich wohl, denn ursprünglich gehörte ich zu den sturen Handyverweigerern und wollte die elektronische Leine nicht, an die so ein Gerät mich legen würde. Dann drückte meine Tochter mir ihr altes Handy auf, und als mein erster Urenkel in Rosenheim zur Welt kam, wollte auch ich immer schnell die neuesten Fotos erhalten und schaffte mein ersten Smartphone an. Grundsätzlich bereut habe ich diesen Schritt nicht, nutze die Vorteile, die es bietet und bin durchaus nicht in die Gewohnheit verfallen, ständig draufzuschauen. Immer mehr Dinge lassen sich nicht mehr unkompliziert ohne Smartphone erledigen. Schon schön, den Negativ-Test aufs Handy zu bekommen, statt vor der Teststelle eine halbe Stunde auf ein Stück Papier zu warten. Was die Sache schlimm macht, ist die zunehmende Internetkriminalität und die deshalb erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen. Beim Einrichten meiner App für die Sicherheits-TAN war ich gerade kurz vor dem Nervenzusammenbruch. Und so hat das Ganze für uns Senioren zwei Seiten. Es erleichtert das Leben einerseits erheblich, wird aber technisch immer komplizierter und zu einer Nervenbelastung. Eine Freundin von mir verhält sich so ablehnend wie Du, merkt aber auch, was sie alles nicht oder nur umständlich erledigen kann. Ich habe sie letztens gefragt, ob sie mit dem Smartphone so lange warten will, bis sie wirklich zu verkalkt ist, um den Umgang damit noch zu lernen. Und ich fürchte, darauf läuft es irgendwann hinaus. Entweder man hat das Ding und kommt damit klar, oder man braucht einen Betreuer.

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  3. ballblog sagt:

    Ich habe ja auch nur ein normales Handy. Will halt nur telefonieren und simsen, das reicht. Werder teilweise genauso müde belächelt von den Leuten, die angeblich alle Nase lang ein neues „brauchen“, die sich ohne nicht orientieren können und sich ansonsten ver-app-eln lassen.

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  4. rabohle sagt:

    Wie jetzt, kein Schmmaartfon? Und Du lebst trotzdem?

    🙂 🙂

    Unsere Tochter hat mein Handy (99er, noch mit Antenne) im Museum entdeckt. Man kann damit telefonieren. Angeblich auch Nachrichten verschicken; noch nie probiert.

    Also – willkommen im Club und mal sehen, wie lange wir ohne App noch bar bezahlen können. 🙂 🙂

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