Klotz am Bein

Dreihundertvierundsiebzig Millionen hat Hertha in den vergangenen zwei Jahren vom Investor Windhorst erhalten. Deshalb geht man davon aus, dass der Verein im Geld schwimmt und es mit vollen Händen ausgeben kann.

Dass dem nicht so ist, hat der neue starke Mann bei Hertha sehr schnell erfahren müssen. Schon die Verkäufe im Sommer wurden getätigt, um das aufgeblasene Gehaltsgefüge zu entlasten. Ein Überbleibsel aus der Zeit des „Allwissenden“ und des ehemaligen Geschäftsführers Sport M. Preetz. Beide hatten das Geld mit vollen Händen rausgeschmissen.

Nun versucht man in der Winterpause, die letzten kostspieligen Altlasten loszuwerden. M. Preetz sah in Tousart den Spielmacher der Zukunft im Mittelfeld. Diesen Eindruck dürfte er exklusiv gehabt haben. Wenn er mal spielte, so ist er nicht weiter aufgefallen. Piatek wollte der „Allwissende“ unbedingt verpflichten. Die Tormaschine auch Pistolero genannt, entpuppte sich, wie Tousart, als Fehleinkauf. Beide kosteten weit über 20 Millionen Ablöse und sind Großverdiener bei Hertha. Werden nun, wohl mit großen finanziellen Verlusten für den Verein abgegeben. Interessenten soll es für sie geben.

Nur wenn man sie loswird, scheint Geld für Neuverpflichtungen da zu sein. Die Pandemie hat auch Hertha große finanzielle Verluste eingebracht, die durch die Investitionen des Sponsors einigermaßen ausgeglichen wurden.

Wenn man das weiß, dann kann man erahnen, wie schwer es F. Bobic hat, den Verein wieder in ein vernünftiges Fahrwasser zu bekommen. Dabei hat das von Anfang an gespannte Verhältnis mit dem damaligen Trainer Pal Dardai, eben durch die An- bzw. Verkäufe des Sommers auch nichts besser gemacht. Pal Dardai war mit den viel zu späten Neuverpflichtungen nicht glücklich und machte hieraus kein Geheimnis.

Seine Entlassung war der erwartete Schritt in eine neue Richtung. Ob der neue Trainer, ausgestattet mit einem Vertrag bis Saisonende, darüber hinaus weiterarbeiten kann, dürfte einerseits davon abhängen, wie die Rückrunde verläuft, oder ob F. Bobic schon einen Nachfolger im Visier hat. Er möchte gerne Kontinuität auf dem Trainerposten haben.

Das erste Halbjahr des neuen starken Mannes bei Hertha ist, auch bedingt durch die zu übernehmenden Altlasten, nicht so gelaufen, wie es sich viele, auch ich, erhofft hatten. Jedoch sollte man Geduld aufbringen und abwarten wie es sich weiter entwickelt. F. Bobic kann nicht in wenigen Monaten das, was jahrelang verschludert wurde, richten. Mit diesen Altlasten hat er einen gehörigen Klotz am Bein.

Dazu bedarf es schon mehr Zeit. Eines jedoch ist schon jetzt sicher, die gemütlichen Jahre bei Hertha sind mit ihm vorbei.