Ach war das doch eine Einigkeit als sich am Sonntag die Kanzlerin, ihr Vizekanzler und der Bayerische Ministerpräsident zu einem Meinungsaustausch trafen, um die Meinungsverschiedenheiten zu beseitigen, die es mal wieder zwischen ihnen gab. Harmonie war angesagt und man war sich einig, dass man sich einig ist. Jedoch hatte man das Thema, weswegen es eigentlich den größten Klärungsbedarf gegeben hätte, ausgeklammert, die Flüchtlingsfrage. Welchen Sinn hat solch ein Treffen, wenn man das Thema, um das es den größten Ärger gibt, ausklammert?
Und die Harmonie sollte auch schon bald wieder beendet sein. Denn der Bayerische Ministerpräsident Seehofer stänkerte in bester bayerischer Wadenbeißer Tradition schon wieder gegen die Kanzlerin. Entweder gibt es eine Obergrenze oder die CSU unterstützt die Kanzlerin nicht im bevorstehend en Bundestagswahlkampf. Sagte aber ganz schnell. Die Kanzlerin müsse nicht vor ihm in die Knie gehen.
Na, wenn das nicht nach einem neuen Gipfelgespräch im Bundeskanzleramt schreit. Man kann dieses Thema ja erst einmal ausklammern.
Nicht nur auf der deutschen, sondern auch der europäischen Ebene setzt sich das Kaspertheater, was einige tatsächlich noch Politik nennen, fort. Gestern trafen sich die verbliebenen 27 Regierungschefs in Bratislava um Einigkeit in der EU zu demonstrieren. Und welches Thema wurde ausgeklammert? Na klar das Flüchtlingsthema. Schon zu Beginn des Gipfels ließen die Regierungschefs von Polen, Tschechien und Ungarn verlauten, dass sie einen festen Verteilungsschlüssel von Flüchtlingen ablehnen. Ja der ungarische Präsident sprach gar davon, dass keine Moslems in sein Land kämen. Es machte der Begriff einer flexiblen Solidarität die Runde. Ich würde es anders nennen. Unsolidarische Rosinenpickerei trifft es wohl eher. Die Kanzlerin machte wie immer zu solchen Anlässen ein zufriedenes Gesicht und glaubte wohl tatsächlich, dass bei dem Gelabber etwas positives herauskam. Klar sie hatte ja mal wieder erfolgreich ausgeklammert.
Und dann war da noch Bautzen. Nazis und solche, die nicht glauben, dass sie welche sind, zogen gegen Flüchtlinge ins Feld. Autsch das war jetzt vielleicht etwas hart formuliert, jedoch ist für diese Typen eigentlich jede Härte angebracht. Als die Flüchtlinge sich dann irgendwann zur Wehr setzten, wurden ihnen auferlegt sich nach 19:00 Uhr nicht mehr auf die Straße zu begeben. Wurde da eventuell das Grundgesetz ausgeklammert? Sind jetzt die Flüchtlinge die Schuldigen der Bautzener Eskalation? Ich staune immer wieder, wie einfach man es sich macht und das rechte Auge gewaltig zudrückt. Eigentlich sollte es klar sein, dass Flüchtlinge, die tagtäglich von diesen rechten Horten gedemütigt werden, sich das irgendwann nicht mehr gefallen lassen.